Den Toten ihren Namen geben

Der Beitrag rund um eine Erinnerungsstätte für 13500 ermordete Wiener Juden im Umraum der Stadt Minsk, sieht die Schaffung einer 80 Meter langen und 8 Meter breiten Schneise im vorhandenen Mischwald vor. Der Prozess des Rodens ist dabei mit jenem des Freilegens in Bezug auf das Geschehene verbunden. Das Schlagen der Schneise wird auf diese Weise zum ersten Akt im Rahmen der Errichtung gegenständlicher Erinnerungsstätte. Die Ausrichtung dieses Einschnittes folgt der Luftlinie in Richtung des Deportationsausgangspunktes "Wien" und fällt mit dem vorhandenen Forstweg zusammen. Es wird vorgeschlagen, jenen Pfad im Sinne eines Gedenkweges zu behandeln und den vorhandenen belarussischen Gedenkstein im Seitenbereich dieser Erschließungslinie anzuordnen. Die im Fokus der Betrachtung stehende Erinnerungsstätte selbst, lässt sich als "steinerner" Korridor verstehen, welcher aus 15 Kompartimenten zusammengesetzt, in seinem Inneren die Namen der Opfer verwahrt. Die 15 Kompartimente verweisen auf die 15 stattgefundenen Deportationen und schreiben an der Aussenseite ihr jeweiliges Datum in die umgebende Natur ein. Im Zutrittsbereich des Gedenkkorridors, wurden zwölf Schwellen angeordnet, welche in Dimension und Distanz Eisenbahnschwellen entsprechen. Die 15 Kompartimente scheinen über jenem unsichtbaren "Gleiskörper" zu schweben und geleiten den Besucher in seinem Inneren entlang der 13.500 Namen an eine finale Öffnung, welche lediglich den "geschlagenen" Hohlraum im Mischwald preisgibt. Sechsundzwanzig Schwellen enden hierin abrupt im Dickicht des Waldes und vermitteln das Ende jener Todesfahrt an einem wahllosen Ort inmitten des Waldes. Die Wahl der "Zwölf" und der "Sechsundzwanzig" in Bezug auf die Anzahl der Schwellen lässt sich im hebräischen zwar mit einer Bedeutung belegen, für die Rezeption der Erinnerungsstätte ist sie jedoch von nachrangiger Wichtigkeit. Die Auflistung der Namen soll alphabetisch von rechts beginnend entlang des Korridors erfolgen. 6750 Namen finden je Seite darin Platz. Eine Trennung nach einzelnen Deportationen wurde bewußt nicht vorgenommen.

Datum: 
March, 2014